Mir ist gestern klar geworden, wieso ich die Oberfläche von MacOS X (derzeit noch Leopard) so gut finde, während ich bei anderen GUIs immer was zu meckern habe. Es ist die konsequente Anwendung der goldenen 80:20 Regel, d.h. 80% der Leistung mit 20% Aufwand zu erreichen - das bekannte Pareto-Prinzip.

Übertragen auf das GUI bedeutet das für mich: 80% der Features sind mit einer auf 20% reduzierten Darstellung nutzbar, entweder weil sie systemweite Standards (ich verweise nur beispielhaft auf die ebenso beispielhaften Tastaturbelegungen) nutzen oder von einander abhängige Funktionen dnyamisch ein- und ausblenden.

Für die restlichen 20% der Features muss man tiefer einsteigen und den Aufwand auf 80% erhöhen und das ist dann auch gerechtfertigt.

Windows zB schafft diesen Spagat nicht, da ist es mehr 90:90 - 90% der möglichen Features und Kombinationen werden im GUI angeboten, das damit 90% überfrachtet ist, auch weil die systemweiten Standards nicht in dem Ausmaß vorhanden sind, sondern viele Programme ihr eigenes Süppchen kochen (ich darf nur kurz auf die Inkonsistenzen der Bedienung zwischen Word und Excel hinweisen - näher drauf eingehen möchte ich nicht, denn das tut nur noch weh).

Linux (KDE oder Gnome) schafft den Spagat auch nicht, weil die Interfaces zwar relativ gut abgespeckt sind, aber über 80:50 kommt auch das nicht hinaus weil zum einen immer noch zu viel im Interface vorhanden ist, das ich nicht brauche und das nicht dynamisch abhängig von anderen Einstellungen ist und weil auch hier die Oberfläche nicht so ganz vereinheitlicht ist.

Bisher habe ich immer damit rausgeredet, dass ja der Unterbau für sich alleine steht und das GUI nur aufgeflanscht ist (etwas, das Windows und Unix elementar unterscheidet - ein Windows ohne GUI ist quasi nicht mehr bedienbar ohne Zusatztools und einige Einschränkungen). Deshalb ist auch UNIX durch die Bank weg sicherer, weil dem Angriffs-Einfallstor Nr.1, der Benutzeroberfläche, ein sicherer Unterbau entgegensteht, während man bei (zumindest den älteren Versionen) Windows gleich an den Sicherheitsschranken (so denn vorhanden) in den Kern vorstößt. Das ist der elementare Grund, warum Viren auf Windows so erfolgreich gleich das System infizieren können und auf Unix höchstens dem Benutzer die Dateien verhunzen und nur in Ausnahmefällen (die dann meistens auch wieder auf schlechte Administration zurückzuführen sind) auf das System übergreifen können.

Das MacOS GUI schafft den Spagat, es bietet mir nur an was ich gerade zum arbeiten brauche (halt mit 80% aller Möglichkeiten und das ist für das tägliche Standard-Arbeiten eigentlich fast immer 100% oder mehr) und blendet aus, was im Kontext gerade Unfug ist oder ein, was ich vielleicht als nächstes brauchen könnte.

Apple hat es geschafft die 80:20 Philosophie von UNIX auf das GUI zu übertragen und weil sie daran schon seit langen Jahren arbeiten kann Windows Vista oder Windows 7 nur kopieren, was Apple-Ingenieure schon seit Jahren erforschen, verstehen und verinnerlicht haben.

Den Programmierern aus Redmond wird das so schnell nicht gelingen, sie werden auf absehbare Zeit den Kollegen aus Cupertino hinterherlaufen und plagiieren, denn man muss in der UNIX-Philosophie angekommen sein um die Erkenntnisse in andere Bereiche zu transponieren.

Das Plagiat ist wenig substantiell und somit vielleicht erfolgreich, aber nicht gut.

Das erste Mal in meinem UNIX-Leben wäre ich sogar bereit einen SERVER(!) mit einem GUI zu verwalten, wenn es denn MacOS X ist. Bei Linux käme ich auf diese Idee nie, Server brauchen IMHO kein GUI, weil eben die mir bisher bekannten GUIs die Unix-Philosophie nicht abgebildet haben, aber mit MacOS X könnte ich glatt vom Saulus zum Paulus werden und eine wohlbegründete Ausnahme machen :-)

Bitte, liebe Zukunft, mach das MacOS Windows ablöst.