Extremwetter, Pandemien, Naturkatastrophen, Großunfälle, Konflikte - all das bedroht unsere Zivilgesellschaft.
Hier eine einfache, nicht zwingend vollständige Liste, was Menschen persönlich tun können um mit Blick auf die o.g. Herausforderungen die Resilienz der Zivilgesellschaft und ihre eigene zu erhöhen.
Weitergehende Informationen:
Ein paar mehr Details im zugehörigen Blogpost
Allgemeine Hinweise
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die App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes) installieren
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im Notfall über Radio, TV, Internet informieren - was gerade verfügbar ist und funktioniert
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im Vorfeld über Katastrophenschutz- und Notfallpläne am Wohnort informieren
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Informationen des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) kennen
Erste Hilfe
Erste Hilfe kann wirklich jeder lernen. Eine Auffrischung alle 2 Jahre sollte reichen. Man kann anderen besser helfen, erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeiten drastisch. Hohe Alltagsnützlichkeit, zB bei Verkehrs- oder Haushaltsunfällen.
Aufwand: 8h alle 2 Jahre
Kosten: ca. 50-80€, als betrieblicher Ersthelfer bekommt man die Kosten sogar vom Arbeitgeber erstattet
Blutspende
Aufstockung der nationalen Blutreserven für Krisenfälle, aber auch für reguläre Operationen bessere Versorgung von Patienten möglich.
Aufwand: je 30min zB vier mal im Jahr (Achtung auf Vorgaben des jeweiligen Spendendienstes)
Kosten: 0€, man bekommt in der Regel sogar noch etwas zu trinken und einen Snack. Manche Organisationen bezahlen auch für Blutspenden.
Organspendeausweis
Organspende rettet Leben. Und mitmachen ist simpel, man muss sich ja nicht mal unbedingt ins Organspenderegister beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eintragen.
Einfach nur beim Arzt oder in der Apotheke ein Kärtchen geben lassen, ausfüllen, mitführen, fertig.
Oder Online ausfüllen und ausdrucken.
Aufwand: 5min
Kosten: 0€
Photovoltaik & Batteriespeicher
Es muss nicht gleich die 8kWp Dachanlage mit 12kW Batteriespeicher und Notstrom-Funktion sein. Aber ein Balkonkraftwerk mit kleinem Speicher kann fast jeder installieren.
Die Investition hat es natürlich erstmal in sich, aber hat viele Vorteile - in der Krise besonders, doch auch im täglichen Leben. Dadurch senkt man zum einen seine Stromkosten (wobei sich die Investition nur auf lange Sicht amortisieren wird), trägt zur Energiewende bei und macht die Stromnetze widerstandsfähiger gegen Ausfälle.
Und: man hat im Krisenfall regelmäßig genug Strom um wenigstens Mobiltelefone, etc. aufladen zu können.
Aufwand: 1d
Kosten: ca. 500€ Balkonkraftwerk + ggf. Montage, ab 500€ Stromspeicher. In manchen Kommunen bezuschusst.
Cybersicherheit
Warum ist das mit Blick auf Krisenvorsorge wichtig? Zum einen sind Szenarien denkbar in denen wir von anderen auf der Cyber-Ebene angegriffen werden („Hacker“), dann ist jedes gut gesicherte System ein System mit guten Überlebenschancen, d.h. man ist weiter online, ihre Geräte funktionieren und ihre Daten sind nicht in Gefahr.
Cybersicherheit ist auch erstmal nichts kompliziertes (eher bisweilen etwas aufwendig und vielleicht gefühlt lästig) und man muss für viele Dinge kein Computerexperte sein. Es gibt ganz einfache Maßnahmen, die wirklich alle ausführen können und die einen deutlichen Sicherheitsgewinn bieten.
Updates
Alle Geräte sind immer zeitnah auf dem neusten Stand bei Betriebssystem und Software. Eigentlich bringen alle modernen Betriebssysteme (egal ob für Laptop, Mobiltelefon, Tablet oder Router) eine automatische Update-Funktion mit. Diese sollte immer eingeschaltet sein. Sind für ein Geräte keine Sicherheitsupdates mehr verfügbar, sollte man über einen Wechsel nachdenken.
Passwörter
Passwörter sollten in einem Passwort-Safe gespeichert werden. Welcher, ist egal, von der Bedienung her sind sie vergleichbar. Eine Sicherungskopie der Daten ist Pflicht, alternativ verschlüsselt(!) in der Cloud und auf mehrere Geräte synchronisiert. Das ist nicht perfekt, aber sicherer als jeder Notizzettel unter der Tastatur …
Passwörter sollten sehr lang sein (Länge schlägt Komplexität, bei 16 Zeichen mit zufälligen Groß- und Kleinbuchstaben fängt gute Sicherheit an).
Alle Geräte (Rechner, Telefone, Tablets, Router, SmartHome-Geräte, etc.) sollten sehr starke Passwörter haben. Ganz besonders die Administratoren-Accounts, die weitreichende Rechte im jeweiligen System haben, sollten sehr gut geschützt sein.
Wenn Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) verfügbar ist —> zusätzlich einschalten, egal in welcher Form. Immer.
Backups
Backups sind wichtig. Sehr, sehr wichtig. Optimalerweise alle(!) Daten 3fach sichern:
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Sicherung auf Festplatte zu Hause
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Sicherung auf Festplatte außer Haus
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Sicherung verschlüsselt in der Cloud
Wer bisher gar keine Sicherung macht, startet heute mit #1. Der Rest folgt später.
Router / Netzwerke / WLAN
Üblicherweise bieten moderne Router die Option ein zusätzliches WLAN-Gästenetz zu definieren. Dabei konfiguriert man die WLAN Netzwerke so, dass nur im Hauptnetz alle Geräte untereinander sprechen dürfen, im Gästenetz nicht - da kommt man ins Internet und sonst nichts.
Nur Personen mit hoher Vertrauensstellung (zB Familienmitglieder) dürfen gemeinsam mit den Geräten, die von innen verwendet/gesteuert werden, ins Hauptnetz. Der Rest kommt ins Gästenetz.
Verhalten
Computer sind nur so sicher, wie die Menschen, die sie benutzen. Am besten gewöhnt man sich ein paar ganz einfache Dinge an:
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nicht auf Links in Emails klicken - besser abtippen oder mit copy&paste in den Browser übertragen und genau anschauen, ob er ungewöhnlich aussieht.
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Links zu kritischen Systemen wie Online-Banking, etc. sollten immer aus einer eigenen Liste (Bookmarks) aufgerufen werden, niemals über fremde Webseiten.
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Emails von unbekannten Absendern mit „komischem“ Inhalt sofort löschen. Sie kriegen nichts geschenkt, man will (bestenfalls) nur ihre Daten.
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alle Systeme, die es anbieten, sollten ihnen Nachrichten senden, wenn ein Login registriert wird. Das ist zwar lästig, aber man bekommt schnell mit, wenn etwas schief läuft.
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Menschen am Telefon, die nach Passwörtern, PINs oder ähnlichen Dingen fragen sind Kriminelle. Immer. Punkt. Auflegen.
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wenn doch etwas passiert: Keine Panik und sofort Hilfe holen. Gehackt zu werden ist keine Schande aber sich keine Hilfe zu holen vergrößert nur unnötig den Schaden.
Dokumente & Bargeld
Wichtige Dokumente sollten in Kopie vorhanden sein (zB in der Notfallkiste, s.u.) Ausweise, Versicherungsunterlagen, Bankunterlagen, wichtige persönliche Dokumente (zB letztes Schulzeugnis). Einmal auf Papier in wasserdichter Hülle und einmal auf einem USB-Stick, da kann man dann auch andere digitale Unterlagen bequem sichern (zB gleich als Backup).
Ein bisschen Bargeld macht Sinn, denn in der Krise funktionieren ggf. Geldautomaten nicht. Das muss kein Vermögen sein - im Notfall helfen auch schon einige 5€-Scheine.
Notvorräte
Notvorräte sollten über den üblichen Bedarf hinaus zusätzlich vorhanden sein und in den Verbrauchs- und Einkaufzyklus integriert werden - älteres wird zuerst aufgebraucht.
Das hat viele Vorteile.
Zum einen sind die bevorrateten Lebensmittel nicht über ihr Haltbarkeitsdatum gelagert zum anderen verteilen sich die Einkäufe aller Menschen in der Stadt, im Land, etc.
gleichmäßig über die Zeit, was die Versorgungssicherheit unterstützt - denn wenn alle gleichzeitig losrennen, weil niemand Vorsorge getroffen hat sind die Lieferketten
schnell überlastet, was wir alle während der Corona-Pandemie lernen mussten.
Alle Haushaltsbewohner und auch Haustiere in die Betrachungeinbeziehen!
Nahrungsmittel
Hier geht die Bandbreite von „ausreichend Eßbares für 3 Tage“ über „Vollversorgung für 1 Monat“ bis hin zu „Prepper de Luxe für ein Jahr“. Klein anfangen: erstmal einfach nur Vorratshaltung der üblichen Lebensmittel so erhöhen, dass man 3 Tage mit der ganzen Familie satt wird. Das muss nicht lecker sein und das muss auch keine Vielfalt oder Frischware bieten. Man wird 1-2 mal am Tag mit irgendwas satt. Reicht.
Später dann ggf. aufstocken und dabei auch mal in die Vorschläge des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe schauen und/oder Notnahrung anschaffen, die dann 20+ Jahre haltbar ist.
Diese kann man zwischendurch auch als Kompakt-Nahrung für Ausflüge, etc. nutzen - später natürlich nachfüllen.
Wasser
Das ist die kritische Komponente!
Es sollte auf jeden Fall ein großzügiger Wasservorrat vorhanden sein. Empfohlen sind ca. 2l pro Tag und Person als Trinkmenge, d.h. bei einem 4-Personen-Haushalt wären das 24l Wasser für 3 Tage (== 2 Kisten). Dazu besser noch je 1l pro Person und Tag für Körperhygiene und sonstige Verwendung, also insgesamt dann 36l Wasser (== 3 Kisten).
Im Zweifel lieber mehr Wasser einlagern - auf Nahrungsmittel kann man im Zweifel eine Weile verzichten, auf Wasser nicht, es ist (über)lebensnotwendig.
Medikamente
Wichtige Medikamente sollten immer in ausreichender Menge vorhanden sein um ggf. auch mehr als 3 Tage zu überbrücken. Üblicherweise bekommen man aber sowieso bei Dauermedikationen größere Packungen. Einfach nicht bis zu Ende aufbrauchen sondern zB nach 2/3 Verbrauch ein neues Rezept holen und einlösen.
Das hat den Vorteil, dass man auch bei Lieferengpässen noch entspannt Zeit hat um zu warten oder eine andere Apotheke aufzusuchen, bevor die Medikamente aufgebraucht sind.
Hygiene
Körperhygiene ist wichtig. Es sollten immer genug Reserven für mind. 3 Tage vorrätig sein, bei Toilettenpapier darf es auch gerne mehr sein ;-) Hier geht es um Basis-Hygiene. Also Seife, Duschgel, Zahnpasta, Zahnseide, etc. - auf Parfum, Lippensift und Deo kann man verzichten.
Es macht auch Sinn Hand- und Flächendesinfektion verfügbar zu haben.
Notfallausrüstung
Die Notfallausrüstung sollte man so lagern, dass man gut dran kommt, aber sich die Dinge auch nicht mit der Zeit wieder in der Wohnung verteilen (zB stabiler Umzugskarton).
Ausnahme: ein Feuerlöscher, der gehört griffbereit in jeden Haushalt.
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Technik
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Kurbelradio für Notfälle (mit integrierter Taschenlampe und Powerbank)
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Ladekabel für alle Geräte, die man mit Powerbank/Kurbelradio aufladen will
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Gesundheit
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Verbandmaterial mit Handschuhen und Schere (das kann zB auch der abgelaufene Verbandkasten aus dem Auto sein)
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Wund-Desinfektionsmittel
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eine Packung Schmerztabletten (regelmäßig austauschen)
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Rettungsdecke
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Sonstiges
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Taschenmesser mit einigen Extras (Flaschen-/Dosenöffner, Korkenzieher, Schraubendreher, Feile, etc.)
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Papier, Stift
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Kerzen (zB Teelichter oder Dauerlichter, die bis zu 5 Tagen am Stück brennen)
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Streichhölzer
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Aufwand: einmalige Beschaffung
Kosten: je nach Ausstattung, aber obige Liste sollte mit maximal 100€ machbar sein
Erweiterte Notfallausrüstung
Wer möchte, fügt weitere Elemente hinzu. Hier ein paar Vorschläge (ggf. schon im Paranoia-Bereich):
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Kabelbinder groß und klein
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Panzerklebeband
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Arbeitshandschuhe
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FFP3 Masken, mind. 3 pro Person (zB Chemieunfälle, Staubbelastung, etc.)
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Papieranzüge (zB Maleranzüge), 1 pro Person - das Klebeband zur Abdichtung
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Einmal-Handschuhe
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Campingkocher mit Gaskartusche
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faltbare Wasserbehälter
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Wasserdesinfektion