Die aktuelle Klimakrise - ich tendiere vermehrt dazu, das weichgespülte "Klimawandel" zu vermeiden - dürfte die größte Herausforderung für die nächsten 100 Jahre sein. Wenn wir diese nicht meistern, sieht es um die Zukunft der Menschheit recht düster aus.

Da man nicht nur klagen kann, sondern auch was tun muss, haben meine Familie und ich einige Dinge in Angriff genommen.

Erstmal haben wir beim Umweltbundesamt unseren persönlichen CO2 Footprint ermittelt: CO2-Rechner.

Wir liegen mit 10,29t CO2 pro Jahr und Person etwa 8% unter dem deutschen Durchschnitt von 11,17t CO2 pro Jahr, aber immer noch dramatisch hoch.

Viel zu viel. Wenn wir was bewirken wollen, müssen wir insgesamt um 95% senken bis 2050 (also wir alle). Wow. Na, denn man tau …​

Was auch immer wir als Familie dazu beitragen können, wir packen das aktiv an.

Angefangen/Durchgeführt

Fahrrad statt Auto

Das fällt schwerer, als ich dachte, es wird immer noch zu oft (unnötig) das Auto genutzt, trotz E-Bike.

Zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken, zu weit, zu wenig Zeit, blablabla.

Ich bin Weltmeister im Herausreden, aber im letzten Sommer habe ich in der Tat schon einige der Wege im Radius von 5km mit dem Rad erledigt.

Ziel: alle(!) nicht-Einkaufsfahrten mit dem Rad erledigen im Umkreis von 5km. Ging doch früher auch, als man noch keinen Führerschein hatte …​

Reduktion des Heizverbrauchs

Meine Familienchefin hats gerne warm, das kriege ich auch nicht wegdiskutiert. Von daher ist über die Temperatur nicht viel zu machen, aber sukzessive eingeführte smarte Ventile an allen Heizkörpern brachten ca. 10-15% Gasersparnis.

Primär generiert die sich darüber, dass bei offenem Fenster die Heizkörper abgeregelt werden und bei längeren Abwesenheiten die Temperatur überall im Haus um 5 Grad abgesenkt wird.

Eine neue Gastherme (Austausch war technisch erforderlich) Ende 2021 verspricht laut Installateur des Vetrauens nochmal 5-10% Einsparung für die nächsten Jahre.

Die Option Wärmepumpe haben wir seinerzeit aus Kostengründen und wegen massiver Umbauten am Haus nicht weiter verfolgt. Leider. Aber nun ist es zu spät, die neue Gastherme wieder rausreißen macht überhaupt keinen Sinn.

Gesamtreduktion Gas

  • 2017/2018 : 15279 kWh (ab 10/2018 sukzessive Einführung Smart-Thermostate)

  • 2018/2019 : 14094 kWh (Einführung Smart-Thermostate abgeschlossen 9/2019, also fast vor Heizperiode)

  • 2019/2020 : 12293 kWh

  • 2020/2021 : 11888 kWh

  • 2021/2022 : 10798 kWh

Selbst wenn ich unterstelle, dass die Hälfte der ca. 4500 kWh Ersparnis auf Verhaltensänderungen zurückzuführen ist, bleibt noch genug über um den Einsatz von Smart-Thermostaten zu rechtfertigen. Wenn alles darauf zurückzuführen wäre, läge die durch Smart-Thermostate generiete Einsparung sogar bei ca. 30%, das scheint mir nun doch was viel.

Reduktion des Stromverbrauchs

Das gestaltet sich schwieriger als ich dachte. Ich mag es einfach, wenn Geräte auf Standby sind. Nicht, weil ich es scheue, sie nicht mit der Fernbedienung einschalten zu können und 10 Sekunden länger zu warten, bis sie starten, sondern weil ich es überhaupt nicht leiden kann, wenn manche Geräte ihre Updates nicht über Nacht holen, wenn es mich nicht stört oder sie bei Kaltstart auch mal 30-60 Sekunden brauchen, bis sie benutzbar sind. Geht. Gar. Nicht.

Anyway, Strom sparen ist aber nicht ganz so schwer an einigen Stellen und so wurden bereits 2016 bei der letzten großen Renovierung konsequent LED-Leuchtmittel eingesetzt und unnötige Verbraucher eliminiert. Die Geräte, die aus Bequemlichkeitsgründen online bleiben sollen, haben immerhin schaltbare Steckerleisten und werden wenigstens bei längerer Abwesenheit (meistens) vom Strom genommen. Außerdem erziehen unsere Kids uns da auch ein bisschen "Gehst Du nochmal in den Keller, Papa? - Nein, warum? - DANN MACH DAS LICHT AUS!" ;-)

Alle Rechner im Haus sind so konfiguriert, dass sie Abends automatisch abschalten, falls man es mal vergisst und neue Geräte werden mit weniger Reservekapazitäten gekauft als vielleicht früher noch "Ach, lieber was größer, kann man immer brauchen, die Gefrierkapazität".

Alle Geräte sind, wo möglich, im Eco-Mode konfiguriert, das bringt quasi nichts, beruhigt aber die Nerven.

Mein schlechtes Gewissen für Standby-Geräte hält sich wg. des Batteriespeichers (s.u.) insgesamt aber in Grenzen.

Photovoltaik aufs Dach

Seit Januar 2020 haben wir eine 7,48kWhp Photovoltaik auf dem Dach und sparen dadurch ca. 30% Netzstrom. Ich hatte mir mehr erhofft, aber so einfache Maßnahmen wie den Wäschetrockner und die Spülmaschine morgens VOR der Arbeit anzuwerfen anstatt Nachmittags/Abends NACH der Arbeit, haben schon was gebracht.

Gut, mit Corona und Dauer-Homeoffice ist das wieder alles anders, sogar noch viel leichter, weil man völlig entspannt auch mehrmals am Tag solche Verbraucher bestücken und laufen lassen kann.

Batteriespeicher für die Photovoltaik

Die Photovoltaik-Anlage wurde Q1/2022 um einen Batteriespeicher erweitert. Wir erhoffen uns davon einen Autarkiegrad von 75% und mehr.

Bei der Anschaffung wurde schon berücksichtigt, dass der Speicher mit der geplanten Wallbox zusammenspielt und die zukünftige E-Auto-Betankung primär aus der Photovoltaik stattfindet, wenn möglich.

Und ja, das Lithium-Problem ist mir bewusst, aber ich gehe von einer Lebensdauer >10 Jahre aus mit Kapazität >80% und dann nochmal weitere 10 Jahre bei >50%.

Reduktion Fleischverbrauch

Ich esse gerne Fleisch. Punkt. Aber ich muss das nicht jeden Tag in Mengen essen, und meine Familie auch nicht. Wir haben also konsequent das Portfolio an fleischlosen Gerichten erweitert und reduzieren bei fleischhaltigen Gerichten die Mengen, so gibts halt nicht mehr eine Bratwurst für jeden, sondern eine halbe und dafür 2 Kartoffeln mehr. Fertig.

Aber da geht sicherlich noch was.

Saisonal/Regional einkaufen

Wir sind schon länger der Meinung, dass wir zB Spargel nur dann kaufen, wenn er hier in der Region wächst, auch wenn der aus Spanien 1€ billiger ist und früher/länger verfügbar ist. Dann gibts halt keinen.

Gleiches Spiel bei Erdbeeren - die gibt es halt (nur) in der Saison; Früchte die beim Transport ihr Eigengewicht in CO2 verursacht haben, kommen bei uns so gut wie nicht mehr vor.

Äpfel gibts vom Obstbauern am Ort, Honig beim Imker um die Ecke (oder am Urlaubsort, wenn man eh schon mal da ist, wegen der Abwechslung ;-).

Fleisch ist eigentlich immer Bio-Qualität oder vergleichbar und kommt aus der Region (zumindest angeblich, aber ich kann nicht immer überall hinterschauen).

Ausnahme: ab und an eine Ananas, aber die wachsen hier nunmal auch nicht, aber das schlechte Gewissen begleitet einen da schon auch. Und Bananen kommen auch nicht von Bauer Joest um die Ecke, der hat nur Kartoffeln. Aber irgendwas ist ja immer.

E-Auto

Die Maßnahme klingt jetzt größer, als sie ist. Ich bin da überprivilegierter Dienstwagenfahrer und stelle einfach beim Fahrzeugwechsel auf einen Stromer um. Absoluter No-Brainer und wegen CO2-Kompensation meines Arbeitgebers für den Spritverbrauch auch in "unseren" Werten ohnehin nicht enthalten. Bestellt ist er (Skoda Enyaq), geplanter Liefertermin: 9/2023.

Der Zweitwagen ist ein Verbrenner und wird auch erst dann gegen einen Stromer getauscht, wenn er nicht mehr durch den TÜV kommt. Verzicht auf den Wagen ist unmöglich, der ÖPNV hier ist eine Katastrophe und Lastenfahrrad ist (für uns) keine Option.

Etwas Greenwashing fürs Gewissen

  • 1t CO2-Kompensation pro Monat bei Atmosfair

  • Flugreisen finden eigentlich nicht statt, aber die eine vor 2 Jahren haben wir wenigstens bei Atmosfair kompensiert

  • Ökostrom ist ja wohl Pflicht heutzutage

Was nun?

Das ist alles viel zu wenig. Wir müssen alle deutlich mehr machen und ich will bei mir anfangen. Leere Phrasen dreschen können alle (ich auch), aber jetzt muss mal "Budda bei die Fisch".

Meiner bescheidenen Meinung nach müssen wir nicht alle in die Steinzeit zurück, aber blinder Glaube an zukünftige Technologien reicht ebenfalls nicht. Die Änderungen müssen hier, jetzt und in breiter Fläche erfolgen.

Ich fahre zB auf der Autobahn selbstverordnet höchstens 130 km/h. Schneller gehts sowieso meistens nicht und mir reicht das auch an Geschwindigkeit. Spätestens mit dem Stromer ab nächstem Jahr will man das auch gar nicht mehr, weil man sonst der Batterie beim Entladen zuschauen kann.

Wir haben uns u.a. auch mit der UN Agenda 2030 beschäftigt und versuchen aus den einzelnen SDGs ein paar Sachen für uns rauszuziehen, die wir besser machen können → 17 Ziele