Über 10 Jahre spiele ich nun schon Go, bin gefühlt aber nicht wirklich besser geworden. Das ist natürlich Unfug, jedes Spiel bringt einen irgendwie weiter, aber richtig wahrgenommen habe ich diesen Fortschritt nicht.
Es gab in der letzten Zeit einige Schlüsselerlebnisse, die mich nun veranlassen nach so vielen Jahren auch mal wieder was zu Go zu schreiben, was ich ja schon länger versprochen hatte. Aber mich selber hat es schon nicht sehr interessiert darüber zu schreiben, warum hätte es dann jemand interessieren sollen es zu lesen.
Anyway, long story short:
Vor einigen Monaten spielte ich mit meinem "Standard Go Partner" eine Partie bei einem leckeren Guinness in unserem Stamm-Irish-Pub.
Dabei hatten wir das erste Mal eine Situation auf dem Brett, die mich völlig gefesselt hat. Eine recht komplexe Ko-Situation zum Spielende hin, die es mir ermöglicht hat an einer entscheidenden Stelle die gegnerische Front zu schwächen und eine ganze Seite des Bretts zu erobern.
Ich war fasziniert davon, dass ich diese Stellung überhaupt erkannt hatte, und noch viel mehr, dass ich sie auch noch nutzen konnte.
Alle Freiheiten richtig abgeschätzt (zum exakten Zählen bin ich irgendwie immer noch zu blöd), alle Positionen richtig im Blick gehabt und das Spiel lief wie von alleine.
Danach dann wieder bei gelegentlichen Offline- und Online-Spielen die übliche Tristesse und Plan-A Züge.
Dann aber ein Spiel auf Online-Go gegen einen deutlich stärkeren Gegner mit viel zu wenig Vorgabesteinen und der fragte mich dann nach ca. 15-20 Zügen "Darf ich Dir einen Tipp geben?". "Ja, immer, selbstverständlich" (man will ja was lernen) und er sagte - muss ich mir mal einrahmen, es ist so einfach und so unglaublich wahr und mir sehr wohl schon bekannt, aber nie bewusst: "Frag' Dich bei jedem Zug, ob Du hier ziehen musst oder ob Du auch woanders ziehen kannst."
Ich habe das dann mal konsequent versucht und obwohl das an inhaltlicher Trivialität kaum zu überbieten ist, war es exakt genau der Tipp, den ich brauchte um mein Spiel umzustellen. Zwei weitere Partien später mit dem netten Menschen konnte ich selber merken, wie sich meine Strategie verändert.
Diese beiden Ereignisse haben mir klar gemacht, dass ich mich sehr wohl beim Go weiterentwickelt habe, auch wenn ich nicht so viel spiele, wie ich gerne würde.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich den Sprung zu einem soliden Single-Digit-Kyu nun doch noch zu Lebzeiten schaffen kann ;-)
Vielen Dank an meine Spielpartner und an die Geduld, die sie stets mitbringen.