Ich war seinerzeit als Wehrpflichtiger (mit 25 nach dem Studium) mit dem 1. Kontingent GeConIFOR (L) im Kosovo . Es war eine persönliche und freiwillige Entscheidung das damals zu tun, weil mir im Rahmen des Kosovo-Konfliktes sehr schnell klar war, wer immer die leidtragenden eines jeden militärischen Konfliktes sind: Kinder.
Da wollte ich helfen und habe so die Bundeswehr 3 Monate lang im Auslandseinsatz kennengelernt. Da war nicht alles toll, da war nicht alles super, aber es hat funktioniert und die Menschen, mit denen ich da war, hatten Ecken und Kanten, wie ich auch. Und das war immer für jeden OK, daraus sind keine nachhaltigen Probleme entstanden.
Die entstanden für viele (und in Teilen auch für mich) erst, als wir wieder zu Hause waren. In Uniform auf die Straße gehen war da bisweilen eine Herausforderung, der ich mich aber immer gestellt habe, weil ich die Arbeit im Kosovo wichtig fand, letztendlich waren wir in einer friedenssichernden Mission unterwegs.
Das kann und darf man kritisch sehen, aber die Menschen in Deutschland, in Europa, in der Welt, können offenbar (man werfe einen Blick in die Ukraine, in den Gaza-Streifen und alle die anderen Regionen der Welt, in denen - warum auch immer - Krieg oder kriegsähnliche Zustände herrschen) nicht gänzlich ohne Militär auskommen. Im Falle der Bundeswehr auch nur für den Fall, dass irgendein bekloppter Aggressor uns überfällt.
Kurzum, ich bin der Meinung, ohne Militär geht es leider noch nicht.
Ich arbeite bei Volt dafür, dass wir in Europa und der Welt besser zusammenleben und ich bin weit davon entfernt Militär zu verherrlichen.
Aber: ich sehe eine substantiell gut ausgerüstete Verteidigungsarmee als notwendiges Übel und Krieg kann schneller da sein, als uns lieb ist.
Was diesem Land fehlt, ist eine militärische Kultur. Das ist historisch bedingt - sagen wir - schwierig? Aber wir können es uns aus vielen Gründen nicht mehr leisten Soldat*innen abzukanzeln und unintegriert nebenher laufen zu lassen.
Andere Nationen sind da viel weiter, da genießen Veteran*innen ein hohes Ansehen.
Das sollten wir auch in Deutschland tun und deshalb finde ich die seit einigen Jahren laufenden Bestrebungen für eine Veteranen-Kultur gut.
Der erste Veteranentag am 15.6. diesen Jahres ist schonmal ein guter Start in der Öffentlichkeit - in dem Zuge bin ich auch wieder auf das Veteranenabzeichen aufmerksam geworden und habe dieses nun ebenfalls beantragt und inzwischen erhalten.
Ich werde es mit Stolz tragen und hoffe, dass es irgendwann mangels Bedarf an Militär keine Veteranen mehr geben muss.
Solange sollten wir das Militär integrieren und wertschätzen - nicht verehren, das wäre der falsche Ansatz, aber wir dürfen den Kamerad*innen nicht das Gefühl geben, dass sie für den Schutz der Gesellschaft gut genug sind, aber ansonsten ignoriert, schlimmstenfalls verachtet werden.